Dienstag, 3. September 2013

Blogtour: Rashen - Einmal Hölle und zurück von Michaela B. Wahl


Hallo zusammen, 

heute hält die Blogtour zu "Rashen - Einmal Hölle und zurück" von Michaela B. Wahl bei mir an.

Ich darf ich Euch ein Kapitel vorstellen, dass es nicht mehr gibt. Also ein Kapitel, dass sonst keiner zu lesen bekommt. Darüber freue ich mich natürlich sehr :-)

Aber wollen wir loslegen: 



Kapitel 11
Miss Piggy und Claires eigene Muppet-Show.

»Jetzt stell dich nicht so an. Wir sind hier in einer Boutique und nicht auf einer sterbenslangweiligen Kunstausstellung.«
Claire greift in ihre kleine Handtasche und sieht ein Haargummi hervor, mit dem sie sich ihre Kurzhaarmähne so gut es geht zusammenbindet. Dritter Tag, nicht minder anstrengend. Claire hat mich von der Oxfortstreet zum St. Christopher Place gezerrt, in der Hoffnung, dass ich wenigstens dort ein kleines bisschen Interesse am Shoppen zeige. Interesse. Am shoppen.
»Eben. Ein Kleiderladen. Was will ich hier?«, mein Blick bleibt an dem tiefen Ausschnitt der Verkäuferin hängen, die mich von oben bis unten mustert, um mir schließlich ein Lächeln zu schenken, das eindeutig als Einladung für weitere Avancen aufgefasst werden darf. 
»Dich einkleiden«, sagt Claire und zieht dabei die Augenbrauen hoch. »Du kannst schließlich keine drei Wochen in James‘ Klamotten herumrennen. Der Anblick ist nämlich für gewisse Leute äußert irritierend. Kaugummi?«, fügt sie hinzu und packt bereits einen aus. Ich schüttle den Kopf.
»Schau mal, das wär doch was für dich.« Entsetzt starre ich auf das karierte Polohemd, das Claire mit einem Strahlen hochhält. »Das bringt deine Augen so schön zur Geltung. Mal abgesehen davon, dass es dein wahres Alter betont.«
»Sagt ausgerechnet Schulmädchen-Kostüm«, erwidere ich knapp und wende mich ab. »Vergiss es.«
»Wenn wir schon mal dabei sind – wie alt bist du eigentlich?«, will Claire wissen und klimpert mit ihren Wimpern, als habe sie einen Weltrekord im Blinzeln aufzustellen.
»Alt genug, um deine Ur-Ur-Urgroßmutter um den Verstand gevögelt zu haben.«
»Musst du immer gleich so vulgär werden?« Claire seufzt und wendet sich gelangweilt dem Sortiment zu. Ich schiebe mich in ihr Blickfeld und deute mit dem Daumen auf mich. Sie ignoriert mich wissentlich.
»Hallo? Ex-Dämon? Sehe ich so aus, als müsse ich irgendwelche gesellschaftlichen Regeln befolgen?«
Unbeeindruckt durchstöbert sie weiter die Auslage. »Ein bisschen weniger lästig tut’s auch.«
»Du hast mich gebannt. Ich bin nicht derjenige, der mich beschworen hat. Also beschwer dich bitte nicht. Mich gibt es nur in Ex-Dämon-Ausstattung.«
»Wenn man so blöd ist und zum Oishine degradiert wird.«
Unschuldig blickt sie mich an, das Miststück.
»Wenn man so blöd ist und zum Oishine degradiert wird«, äffe ich sie nach und beobachte die blonde Verkäuferin, die noch immer hinter der Kasse steht und sich über die Theke gebeugt hat, so dass ihre großen Glocken besonders gut zur Geltung kommen. Ihre Nase erinnert ein wenig an Miss Piggy, aber darüber kann man angesichts ihrer übrigen Körperteile hinwegsehen.
»Hrmm«, räuspert sich meine Begleiterin, vernichtender Blick inklusive. Oh, ist da jemand eifersüchtig?
»Was ist, darf ich nicht mal ein bisschen flirten?«, ereifere ich mich und frage mich im selben Moment, vor wem ich mich hier eigentlich gerade rechtfertige.
»Du würdest sie doch am liebsten noch auf den Tresen nehmen, wenn du könntest.« Spöttisch verzieht Claire den Mund. Da ist sie wieder, Air, wie sie leibt und lebt. Ich hasse diesen Gesichtsausdruck. Und diesen dämonischen Charakter, das macht sie nämlich so großartig böse.
»Na, wenn du schon so mit dem Thema…«, beginne ich.
»Wetten, du schaffst es nicht?«, unterbricht mich Claire flötend.
»Was?«
»Sie auf ein Date auszuführen.«
Glucksend zerwühle ich Claires Haare und schenke ihr ein selbstsicheres Lächeln. Mit wüst gemurmelten Schimpftiraden richtet sie ihr zerzaustes Vogelnest an roten Strähnen.
»Kind, du hast keine Ahnung!«, prahlend drücke ich meinen Rücken durch.»Barney Stinson wurde nach mir benannt. Ich bin der Meister, wenn es um Frauen geht. Ich hatte sie alle im Bett. Die Kleine da vorne will mich vom ersten Augenblick an. Gib mir zwei Minuten.«
Das rothaarige Biest hält mir die Hand entgegen und ein diabolisches Funkeln steht in ihren Augen.
»Abgemacht. Zwei Minuten. Keine Sekunde länger.«
Ich schlage ein. Die Wette gewinne ich mit links.
»Entschuldigen Sie!«, ruft Claire in Richtung Miss Piggy, die selbstverständlich ihre nicht vorhandene Arbeit ruhen lässt und augenblicklich näherkommt. Mit einem treudoofen Gesichtsausdruck bleibt sie direkt vor mir stehen und lächelt mich kokett an. Nettes Dekolleté, das muss man ihr zugutehalten. Aber von nahem sieht diese Nase wirklich viel zu verdächtig nach Miss Piggy aus.
»Kann ich etwas für Sie tun?«
Autsch, ein walisischer Akzent. Dafür mag ich ihre rauchige Stimme. Klingt nach SM-Spielchen in der Besenkammer. Ich mag SM-Spielchen in der Besenkammer.
»Der junge Mann hier neben mir sucht dringend etwas zum Anziehen. Hosen, Shirts, Pullover.«
Miss Piggy klatscht begeistert in die Hände und macht sich direkt ans Werk. Ihre blonde Mähne über die Schulter schleudernd, führt sie mich zu einer Auslage mit Hosen.
Claire hingegen zieht sich zurück, setzt sich in einen Ledersessel, der zum Schuhe anprobieren gedacht ist und beobachtet mich, wie ich ein Kleidungsstück nach dem anderen in die Hand gedrückt bekomme. Sie tippt auf die imaginäre Uhr an ihrem Handgelenk.
Ja, zwei Minuten. Gib mir eine und ich nehme Miss Piggy auf dem Verkaufstresen!
Mit einem ärgerlichen Knurren folge ich der Verkäuferin durch die Reihen an Auslagen, bis wir aus Claires Sicht verschwunden sind. Keine Sekunde später dreht sich Miss Piggy, ein einladendes Lächeln auf den Lippen, zu mir um und mustert mich interessiert.
»Na?«, ein schiefes Grinsen, das einen fehlenden Eckzahn entblößt. Sag ich doch, SM-Spielchen in der Besenkammer.
»Na, was?«
»Ist das deine Freundin?«, sie deutet den Gang entlang, dort, wo ich Claire vermute.
Ich stoße ein hartes Lachen aus. »Ganz sicher nicht.«
So weit kommt’s noch!
»Dann ist ja gut. Ich wollte dich nämlich fragen, ob du Lust hättest mit mir was trinken zu gehen. Mein Date hat mir nämlich in letzter Sekunde abgesagt und ich hatte eigentlich schon ein paar nette Sachen für heute Abend ausgedacht… Meine Schicht endet um vier und danach hätte ich Zeit.«
Ich nehme mir die Lachfältchen um die Augen der Engländerin unter die Lupe. Wirklich, sie könnte tatsächlich schon um die fünfunddreißig sein. Torschlusspanik vom Feinsten.
Sie schiebt die Hüfte etwas vor und drängt sich etwas näher an mich heran, soweit, dass es noch ein höflicher Abstand zwischen uns existiert, aber weit genug, um ihren tiefen Ausschnitt bewundern zu können. Etwas plump, aber es erfüllt seinen Zweck. Ich grinse zufrieden.
»Eigentlich hätte ich nichts dagegen ein…«, beginne ich, werde jedoch jäh von einem herzzerreißenden Ruf aus Claires Mund unterbrochen.
»Schaaatz!«
»Schatz?«, wiederholt Miss Piggy fragend und hebt misstrauisch eine Augenbraue. Alles an ihrem Körper versteift sich, sogar ihre Oberweite wirkt plötzlich sehr verkniffen.
»Schatz?«, wiederhole ich tonlos, zu perplex, um irgendetwas geistreiches darauf zu erwidern.
Da taucht Claire auch schon auf: Mit schnellen Schritten kommt sie um die Ecke geschossen, hängt sich an meinen beladenen Arm und tut so, als würde sie den entgeisterten Blick der Verkäuferin nicht bemerken.
»Wir müssen uns leider jetzt schon auf den Weg machen, der Babysitter hat angerufen, er hat einen Notfall in der Familie, unsere Zwillinge versorgen sich schließlich nicht von alleine.«
»Unsere…«, stotterte ich, komme aber nicht sonderlich weit. Claire bringt mich zum Schweigen, indem sie meine Wange tätschelt und Miss Piggy nachsichtig anlächelt.
»…Unsere Zwillinge. Zuckerbärchen vergisst das nämlich ganz gerne mal. Nicht wahr, Putzelbäckchen?«, Claire schaut unterwürfig zu mir hinauf und neigt ihren Kopf. 
Ich malme meine Kiefer aufeinander, spüre das Zucken eines Muskels und bemerke das heftige Pochen meiner Schläfe. Okay. Das ist dann wohl eine eindeutige dritte Weltkriegserklärung. So war das nicht abgemacht.
»Na, dann wünsche ich einen schönen Nachmittag«, faucht Miss Piggy in meine Richtung, bleckt die Zähne, grapscht nach den ausgesuchten Kleidungsstücken in meiner Hand und verschwindet zwischen den Reihen. Ihre Absätze klacken lautstark auf dem Fußboden und dröhnen ohrenbetäubend in meinen Kopf wider. Klack. Klack. Klack.
»So war das nicht abgemacht!«, presse ich zwischen dünnen Lippen hervor. Mein Schädel grollt vor Wut.
Claire zieht ihren Mantel enger um ihren Körper und verschränkt die Hände in den Ärmeln. Mit einem listigen Augenzwinkern setzt sie sich in Bewegung.
»Wir hatten keine Spielregeln ausgemacht. Deine zwei Minuten waren abgelaufen und ich musste dich ja irgendwie darauf aufmerksam machen. Außerdem gibt es hier keine passenden Klamotten. Wir findet woanders was Besseres.«
Unglaublich. Dieses Menschenmädchen ist durchtriebener als so manch weiblicher Dämon. Wie sehr mich das in Rage bringt, steht ja wohl außer Frage.
»Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass ich sie bereits so weit hatte, mit mir auszugehen? Sie kam von ganz alleine auf mich zu.«
Claire lächelt zuckersüß, öffnet die Tür und hält sie auf, damit ich mit hinausgehen kann. Kälte schlägt uns entgegen, was mich allerdings nicht sonderlich stört. Im Gegenteil, bei den Unmengen an Hitze, die ich ausstrahle.
»Ach Rashen, Lügen hast du doch gar nicht nötig.«
»Ich lüge nicht.«
Trotzige Antwort. Dennoch hat meine Stimme einen harten Klang, der mir gut gefällt. Ich finde langsam wieder zu meiner gewohnten Form zurück. Und die habe ich lange vermisst. Es ist ja nicht so, dass man als Oishine in der Sphäre gerne umher wandelt, bei all den körperlosen Seelen, die zwischen den Welten feststecken. Nein, dieses Dasein verweichlicht einen. Zweifelsohne verweichlicht es einen.
»Ich weiß, wie schwierig für euch Männer das eingestehen einer Niederlage ist. Ego und so...«
Das gespielte Bedauern treibt mich noch mehr zur Weißglut.
»Erstes: Deine Freundlichkeit kannst du dir sonst wohin stecken. Zweitens sage ich die Wahrheit.«
»Na, na, na«, Claire schnalzt missbilligend mit der Zunge und schüttelte bemitleidend den Kopf. Als ob sie es traurig findet, dass ich nicht zu meiner Lüge stehe. Eine Lüge, die keine ist! »Ein Ex-Dämon, der die Wahrheit sagt. Wen willst du damit eigentlich auf den Arm nehmen, mhm?«
»Du hast mir deutlich besser gefallen, als du einfach den Mund gehalten hast. Vielleicht sollte ich Nazar anrufen und fragen, ob er dir nicht wieder einen Schweigebann auferlegt.«
Die Idee erscheint mir in diesem Augenblick gar nicht so abwegig. Dabei fällt mir ein, dass ich keine Ahnung habe, wo sich Nazar aufhält. Aber das weiß meine liebreizende Begleiterin ja nicht. Und dabei werde ich es auch belassen.
»Das wagst du nicht.«
Claires Stimme ist pures Eis. Sie wirkt auf einmal erstaunlich blass um die Nase, die Lippen zu einem trotzigen Strich zusammengepresst. Gut, wenigstens habe ich ein Druckmittel. Peinlich, dass ich überhaupt eins brauche. Normalerweise reicht meine Autorität aus, aber das scheint diesem Menschenmädchen völlig egal zu sein. Was höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Aussehen ihres toten Verlobten steht.
»Lass uns weitersuchen. Du brauchst noch was zum Anziehen.«
»Brauche ich das wirklich?«
Claire sieht mich abfällig an.
»Schon mal daran gedacht, dass ich nicht die ganze Zeit die Visage von meinem verstorbenen Verlobten begegnen möchte? Wenn du dich anders kleidest wie er, erleichtert mir das den Umgang mit dir ungemein.« Sie hält inne. Ihr Atem hinterlässt kleine Wölkchen in der Luft, ihr Blick schweift in die Ferne, ein störrischer Ausdruck tritt auf ihre Züge. Durchaus verständlich, wenn sie so offen zu mir ist. Schließlich hat sie mir soeben ihre schwache Seite entblößt und mir die Karten ausgeteilt. Neues Spiel, neues Glück.
»Du bist selbst schuld daran.«
»Das weiß ich auch, okay?«, fährt sie mich an, die fein gezupften Braunen wölben sich wütend über ihren klaren, hellen Augen. Dann seufzt sie müde. »Lass uns das hier einfach hinter uns bringen.« Sie macht eine lose Handbewegung. »Das alles. Mit uns beiden.«

(Outtake von Michaela B. Wahl zu Rashen - Einmal Hölle und zurück).


Ich hoffe das Kapitel hat Euch gefallen.  

Morgen geht es auf den Blog: Die Seitenflüsterer - unser Buchblog weiter *klick*

Denkt dran, am Ende der Blogtour gibt es auch etwas geschenkt :-). 
Ihr müsst nur die farbigen Buchstaben auf allen Blogs finden und zu einem Wort zusammenfügen. Dieses Wort schreibt ihr dann auf dem letzten Blog ins Formular ein und schon seid ihr im Lostopf :-) 

Eure 
Vanessa

2 Kommentare:

  1. Hallo Vanessa,

    nettes Kapitel und es gibt zu dem einen guten Einblick in die Geschichte. Ja, wir Frauen und shoppen ist immer ein Fall für sich oder hihi.

    LG..Karin..

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  2. Hallo Vanessa,

    Sehr schönes Kapitel. Schade, dass es fehlt. Es hätte gut gepasst!

    Lg Mel

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