Heute ist es mal wieder so weit, das nächste Autoren-Interview!!!
Heute ist mein Gast Antje Szillat, die meisten
werden sie durch das Buch "Solange du schläfst" kennen.
Herzlich Willkommen!!
Vielen Dank, liebe Vanessa. Ich freue mich,
dass du Interesse daran hast, MIR Fragen zu stellen und bin gleich zu Beginn
unseres Interviews mal wieder erstaunt, dass viele mich in erster Linie mit
„Solange du schläfst“ in Verbindung bringen, wo doch meine Kinderbuchreihe rund
um den in Hannover lebenden Jungen „Rick“ meine bekanntesten und erfolgreichsten
Bücher sind. Aber natürlich ist die Zielgruppe eine etwas andere … ;-)
Du bist nicht nur Autorin sondern betreust Leseclubs
und Schreibgruppen, bist Dozentin und Redakteurin und zudem hast du ja auch
eine Familie. Wie bekommt man alles unter einen Hut? Bist du nicht viel
unterwegs?
Na ja, ganz so wild ist es inzwischen nicht
mehr. Die Leseclubs und Schreibgruppen liegen (leider) aus Zeitgründen schon
einige Jahre hinter mir. Ich veranstalte zwar noch hin und wieder
Schreibseminare und Workshops, doch dabei handelt es sich dann in erster Linie
um feste Termine an bestimmten Schulen oder anderen Einrichtungen.
Jahresgruppen, so wie meine „legendären“ Schreibfüchse, gibt es nicht mehr.
Als Redakteurin schreibe ich inzwischen auch „nur“ noch für ein Printmagazin,
das viermal jährlich erscheint. Kidslife war vor einigen Jahren das erste
Hochglanzprintmagazin, das mich als freie Redakteurin verpflichtet hat und
deswegen halte ich diesem Magazin auch die Treue. Ansonsten schreibe ich nur
noch selten für Print- oder Onlinemagazine, weil mir schlichtweg die Zeit dafür
fehlt.
Allerdings mache ich sehr viele Lesungen in
ganz Deutschland und bin in 2011 an die einhundert Mal von Bibliotheken,
Buchhandlungen, Schulen oder anderen Veranstaltern gebucht worden. Das bedeutet
natürlich viel unterwegs zu sein und somit jede Menge Organisation. Die
Lesungen machen mir zwar viel Spaß, dennoch werde (und MUSS) ich versuchen, in
2012 viel kürzer zu treten, da ich einfach viel mehr Zeit zum Schreiben brauche
und meine Familie natürlich auch nicht zu kurz kommen darf und soll.
2. Wie läuft so ein Arbeitstag bei dir ab?
Wenn ich nicht gerade auf Lesereise bin
oder irgendwo (an einem bestimmten Ort z. B.) recherchiere, dann wohl
eigentlich wie viele andere Jobs auch, denke ich;-). Bis darauf, dass ich seit
einiger Zeit jeden Morgen (sobald die Kinder zur Schule sind) eine halbe Stunde
Poweryoga mache. Ich habe schreckliche Probleme mit meinem Rücken und vor einem
Jahr (durch eine Bekannte) Poweryoga für mich entdeckt. Eindeutig Suchtfaktor
und die Rückenschmerzen sind nun viel erträglicher. Dann geht es ab ca. 8:00 Uhr
an den PC und ich schreibe bis 12:00 – 12:30 Uhr. Danach kümmere ich mich noch
eine halbe Stunde bis Stunde um E-Mails oder andere Dinge (auch gerne FB;-)),
die meine Arbeit als Schriftstellerin so mit sich bringen und dann sehe ich zu,
dass meine Kids etwas Essbares vorfinden, wenn sie ab ca. 13:30 nach und nach
aus der Schule kommen. Der Nachmittag gehört meiner Familie. Erst wenn alle im
Bett sind (die beiden Kleinen) setze ich mich noch mal (nicht immer, je nachdem
wie ich im Zeitrahmen liege) an den PC – lese, überarbeite, plane das nächste Kapitel
für den nächsten Tag und so weiter.
Ich schreibe von Montag bis Freitag, habe
am WE frei und versuche auch in den Ferien Ferien zu machen. Manchmal drängen
jedoch Abgabetermine, so dass ich meinen 5-Tage-Woche-Plan nicht einhalten kann
und dann das ganze WE oder auch Ferientage durcharbeite. Aber selbst wenn ich
nicht am PC sitze, so arbeite ich in Gedanken dennoch fast immer – an einer
Szene, die noch nicht ganz rund ist, ein anderer Einfall, so könnte es
funktionieren – ja, jetzt hab ich es oder plötzlich ein ganz neuer Gedanke.
Dafür habe ich meistens Stift und Zettel griffbereit.
3. Wie kam es dazu, dass du Kinder- und Jugendbücher
schreibst und nicht z. B. Thriller?
Ich habe selbst schon immer gerne Kinder-
und Jugendbücher gelesen und als mir klar wurde, dass ich die Literatur zu
meinem Beruf machen möchte, war es irgendwie von Anfang an logisch für mich,
dass ich auch Kinder- und Jugendbücher schreibe. Natürlich schreibe ich auch
für Erwachsene, z. B. meine Sachbücher und Ratgeber richten sich an Erwachsene.
Und es wird wohl auch bald einen Erwachsenenroman von mir geben (Belletristik),
doch mein Herz schlägt eindeutig fürs Kinder- und Jugendbuch. Das ist einfach
MEIN Genre! Übrigens plane ich zurzeit einen Jugendbuch-Thriller (weil du nach
einem Thriller gefragt hast;-)).
4. Welches Genre liest du selber am liebsten?
Schwierig, schwierig … Ich habe kein
bestimmtes Lieblingsgenre, eher ein Stimmungsgenre. Mal ist mir nach Kerstin
Gier, Gabriella Engelmann oder Anne Hertz, dann stehe ich auf Karin Slaughter,
Petra Hammesfahr oder Henning Mankell. An anderen Tagen brauche ich Andreas
Steinhöfel, Sabine Ludwig oder eine (der älteren) Cornelia Funke Geschichten.
Dann lese ich auch gerne Sachbücher und Ratgeber und unglaublich gerne Axel
Hacke. Paul Maars Märchen „In einem tiefen, dunklen Wald“ könnte ich immer
wieder lesen, genauso wie Astrid Lindgrens „Brüder Löwenherz“ – die Liste ist
lang. Was allerdings auf meiner Leseliste fehlt sind historische Romane und Science
Fiction. Beides überhaupt nichts für mich.
5. Wie kam die Idee zu "Solange du
schläfst"?
Ich weiß nicht, auf einmal waren Anna und
Jérôme da und haben mir ihre Geschichte erzählt. Und diese konnte nur in dem
kleinen Dorf spielen, indem ich einige Jahre als sehr junge Frau gelebt habe. In
der Figur der Anna steckt viel Persönliches von mir - wie ich mich damals dort
gefühlt habe, die Blicke, die Traditionen … Das Schöne und das weniger Schöne.
6. Das Cover zu "Solange du schläfst" ist
unheimlich schön gestaltet und ein totaler Eyecacher, hast du es mitgestaltet
oder wurde das so vorgegeben?
Ein wirklich wunderschönes Cover und
alleine die Idee meines Verlages!
Dennoch war ich zunächst etwas geschockt, als ich es das erste Mal gesehen
hatte. Ich weiß noch ganz genau wie ich das Buch ausgepackt habe und zu meinem
Mann sagte: „Oh nein. So ein geniales Cover. Da wird die Erwartungshaltung der
Leser bestimmt noch höher sein!“
Die Geschmäcker sind eben sehr verschieden und deshalb kann nicht jeder
„Solange du schläfst“ total gut finden. Das ist völlig klar und auch absolut in
Ordnung, finde ich. Doch das Cover mag einfach jeder und somit steigt dann auch
der Anspruch (oder die inhaltliche Vorstellung ist eine ganz andere) und es
kommt zu solch unschönen Kommentaren wie „Außen hui, innen pfui“, was dann
schon ein wenig wehtut zu lesen. Eine andere Frau hat geschrieben „Ich hab das
Buch nur wegen des tollen Covers gekauft und war dann vom Inhalt enttäuscht,
weil ich ein Märchen erwartet habe und außerdem keine Jugendbücher mag!“ Tja,
dem gibt es dann wohl nichts mehr hinzuzufügen, oder?
Zum Glück konnte „Solange du schläfst“ (bis auf ein paar Ausnahmen) auch
inhaltlich überzeugen – puh, nochmal Glück gehabt;-)
7. Wird es noch so ähnliche Bücher geben oder
vielleicht auch einen 2. Teil?
Eine Fortsetzung von „Solange
du schläfst“ wird es definitiv nicht geben! Die Geschichte von Anna und Jérôme
ist zu Ende erzählt – alles andere überlasse ich gerne der Fantasie des Lesers.
Zurzeit schreibe ich an einem weiteren (aber umfangreicheren) Roman für den
Coppenrath Verlag, der auch mit Liebe und jungen Menschen, die auf der Suche
nach sich selbst, ihrem Weg und vielen Antworten sind. Ich bin mittendrin, war
gerade ein paar Tage in London für Recherchen und im Herbst eine Woche auf
Usedom, wo ich den ersten Teil des Romans geschrieben habe. Ich mag ihn sehr
und meine Lektorin zum Glück auch;-). Und dann kommt im Anschluss ein
Jugendbuchthriller und dann wohl der Erwachsenenroman oder umgekehrt – mal
schauen. Und natürlich immer wieder „Rick“. Ach so, dann wird es noch eine
Kinderbuchreihe für Mädchen geben – auch im Coppenrath Verlag und im Herbst
erscheint wieder einmal ein Jugendroman in Taschenbuchformat in der Edition
Zweihorn Verlag Reihe. Es geht um Straßenkinder, die aus Rumänien nach
Deutschland verschleppt wurden. Um Kinderhandel und um grausamtiefe Abgründe,
die sich durch Menschhand aufgetan haben. Ein schweres und schwieriges Buch –
hochspannend, aber schon sehr grausam (kleiner Lichtblick bei all der
Bitterkeit ist die zarte Liebe zwischen Simeon und Luna). Recherchiert habe ich
schon vor drei Jahren dafür und auch den größten Teil damals geschrieben. Dann
hat mich das Thema allerdings so mitgenommen, dass ich selbst erst einmal etwas
Abstand gewinnen musste. Im letzten Herbst habe ich es dann endlich
8. Was machst du gegen Schreibblockaden?
SCHREIBEN! Das hilft (fast) immer. Wenn
vielleicht nicht an dem aktuellen Projekt, weil es da gerade etwas klemmt und
zäh läuft, dann eben an einer Kurzgeschichte, dem Exposé für meine Agentur, die
Beantwortung von Interviewfragen – Hauptsache schreiben. Und dann – schwups –
klappt es auch meistens mit dem „eigentlichen“ Text wieder. Ich liege auch
unheimlich gerne in der Badewanne und seit Neustem haben wir eine Infrarotsauna
und dort kommen mir die tollsten Ideen – aber um den Kopf richtig frei zu
kriegen gibt es für mich eigentlich nur zwei Dinge: Yoga und mit den Hunden ´ne
Runde ins Feld gehen.
9. Du wurdest ja vom NDR gefilmt, wie war das für dich?
Und wann können wir uns den Dreh anschauen?
Ich kannte ja die Redakteurin Katrin
Heineking vom NDR schon gut und fast die meisten vom Team, da meine Freundin
und Kollegin Kathrin Lange im Sommer mit demselben Team gedreht hatte und meine
Tochter Darleen damals die weibliche „Hauptrolle“ war.
Wir haben zwei Tag gedreht und es war wirklich total locker und sehr lustig.
Die Stimmung war klasse und selbst bei den Studioaufnahmen ist es mir gelungen,
mich nicht ein einziges Mal zu verlesen;-). Nur „Jérôme“ hat mir echt
leidgetan. Erst musste er stundenlang im warmen Krankenhausbett liegen –
verkabelt und im „Koma“ und dann in der eisigen Kälte im Dreck – ewiglange, er
tat mir echt leid. Er hat sooo gefroren und dann überall das „Blut“ – wer sich
das wohl ausgedacht hat;-).
Bei uns zu Hause wollte dann unbedingt auch mein Mann mit ins Bild. Katrin hat
ihm dann quasi eine Rolle reingeschrieben und wir haben uns wirklich köstlich
über ihn amüsiert.
Spannend war es natürlich schon „Solange du schläfst“ teilweise
schauspielerisch in Szene gesetzt zu sehen und der Aufwand war wirklich enorm.
Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis, denn bisher habe ich den Kurzfilm auch
noch nicht gesehen. Katrin Heineking hat mir aber gerade geschrieben, dass er
demnächst wohl gesendet wird. Ich werde natürlich über facebook und meine
Internetseite den Sendetermin rechtzeitig bekannt geben. Und die regionale
Zeitung sowieso;-).
10. Was genau kann man sich unter Schreibgruppen
vorstellen, wie läuft so was ab?
Meine Schreibgruppe hieß „Die
Schreibfüchse“ und bestand aus Kindern und Jugendlichen. Wir haben uns einmal
in der Woche getroffen. Wir haben uns Geschichten ausgedacht, Quatsch geredet,
gelacht, recherchiert, sind unterwegs gewesen, haben Augen und Ohren aufgemacht
und nach Storys gesucht, Menschen, Tiere, Pflanzen beobachtet, Interviews
geführt, und alles aufgeschrieben. Ich habe den Kids Tipps gegeben, ihnen Mut
gemacht, sie auch mal angetrieben und wir haben in dieser Zeit sehr viel
voneinander gelernt. Es war wirklich toll und hat sehr viel Spaß gemacht.
Heute werde ich von Schulen oder anderen Veranstaltern auch noch öfters für
Schreibworkshops gebucht – allerdings so wie es mit meinen Schreibfüchsen war,
so kann es wohl nie wieder sein.
11. Wo und wie arbeitest du am liebsten? Brauchst du absolute
Ruhe oder läuft nebenbei Musik?
Das ist eine gute Frage, die ich am besten damit
beantworte, indem ich dir kurz schildere wie ich gerade deine Interviewfragen
beantworte. Meine beiden Söhne (der kleine ist 6, der große ist 16) spielen auf
der Wii „Just dance 3“, meine Tochter hat sich beim Tanzen den Fuß verknackst
und ich kühle ihr mit der linken Hand mit einem Kühlpad den Knöchel. Es
klingelt an der Haustür, weil meine ältere Tochter zum Sport abgeholt wird. Das
Telefon klingelt, meine Kollegin Barbara Rose ist am Apparat und wir quatschen
ein bisschen. Neben mir auf dem Sofa liegt mein Laptop und ich bemühe mich
sehr, all deine Fragen vernünftig zu beantworten und mich nicht all zu oft
dabei zu vertippen … Jetzt kommt mein Mann von einer zweitägigen Geschäftsreise
nach Hause und das ist wohl der Punkt, an dem ich die weitere Beantwortung
deiner Fragen erst einmal ruhen lassen muss. Die Hunde bellen vor Freude, weil
Herrchen wieder da ist und die Kids toben von der Wii zum Papa auf den Flur –
das Chaos tobt;-). Mit so einer Großfamilie wie ich sie habe, muss man (oder in
diesem Fall Frau) auch arbeiten können, wenn das Chaos drum herum herrscht. Auf
absolute Ruhe kann ich selten hoffen – selbst morgens nicht, wenn alle aus dem
Haus sind klingelt mal ein Nachbar, müssen die Hunde Gassi oder das Telefon
schellt. Aber ich glaube inzwischen, dass es ganz genau dieses „Chaos“ ist, was
ich zum Schreiben und Kreativsein brauche.
12. Du bist viel
in Schulen unterwegs, was macht dir daran am meisten Spaß?
Ja, sehr viel sogar!
Ich mag den Kontakt zu den Kindern und
Jugendlichen. Diskutiere gerne über aktuelle (und manchmal auch unbequeme)
Themen wie Mobbing, Internetmissbrauch und auch Rassismus mit den Schülern im
Anschluss einer Lesung aus einem meiner „brisanten“ Jugendbücher. Und bei den
Grundschülern oder 5. und manchmal auch 6. Klassen macht es natürlich am
meisten Spaß aus „Rick“ zu lesen. Wenn die Kinder sich vor Lachen kringeln und
selbst der strengste Lehrer, der zuvor bemüht teilnahmslos dagesessen hat, sich
ein Grinsen nicht mehr verkneifen kann, ja, das macht richtig, richtig viel
Spaß. Ich mag es, wenn ich die Kids in meine Geschichten mitnehmen kann und ich
mag (meistens) ihre Fragen und die Gespräche mit ihnen. Ich liebe es, die
„Bühne zu rocken“. In verschiedene „Rick“ Rollen zu schlüpfen und ich mag es
auch, wenn die Jugendlichen bei „Alice im Netz“ plötzlich so still werden, dass
man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Aber solche Lesungen sind eben auch sehr anstrengend und wenn ich viel unterwegs
bin, dann brauchte es manchmal Tagelang, bis ich wieder zurechtkomme – das ist
es, was ich nicht so gerne mag.
13. Welches Buch hat dir am meisten Spaß gemacht es zu
schreiben?
Eigentlich jedes! Ich war immer zu
einhundert Prozent in der jeweiligen Story drin und davon begeistert.
Allerdings liebe ich es sehr, sehr, sehr „Rick“ zu schreiben. Die Rickbücher
sind einfach nur genial und ich staune immer wieder über ihn, wenn ich mit
meinem Mann (der übrigens ein großer Rickfan ist;-)) über bestimmte Szenen spreche
oder ihm etwas vorlese. Dann biegen wir uns oftmals vor Lachen über meinen
Lieblingsjungen aus Hannover. Rick macht einfach nur SPAß! Ich hoffe, ich kann
ihn noch sehr, sehr lange schreiben, denn er würde mir wirklich fehlen.
Das war es auch schon wieder an Fragen, waren ja auch einige ;)
!!Vielen Dank an Antje Szillat!!
Einige Bücher der Autorin:
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